Neuburg-Schrobenhausen, Ende Mai 2025
"Wer hätte daran geglaubt? Man hat uns für verrückt erklärt" schmunzelt Hans Ramsteiner, einer der Initiatoren des Projektes vom BRK Dachau, wenn er an den Start im Jahr 2018 denkt. Zusammen mit dem Leiter des Caritas-Altenheims Marienstift in Dachau, Till Pabst hatte er die Idee, die ausgesonderten, aber noch funktionsfähigen Pflegebetten nicht kostenpflichtig zu entsorgen, sondern mit dem Roten Kreuz in Länder mit sozial schwachen Gesundheitssystemen, insbesondere in die Ukraine zu bringen.
Das Ziel war hoch gesteckt, aber aus dieser Keimzelle entstand in einer Kooperation mit dem Förderverein Humanitäre Hilfe im BRK Neuburg-Schrobenhausen eine Erfolgsgeschichte, die in Rotkreuzkreisen sowohl in Bayern als auch in der Ukraine als Leuchtturmprojekt gilt.
Denn: Mit dem 13. Hilfsgütertransport konnte nun das 500ste Krankenbett in die Ukraine geliefert werden. Dort werden die Betten aktuell für die vielen notwendigen Reha-Kliniken für Verwundete aus den Kampfhandlungen dringend gebraucht. Im Bezirk Iwano Frankiwsk, mit dem das Dachauer Rote Kreuz im Rahmen seiner internationalen Hilfe bereits seit 34 Jahren zusammenarbeitet, werden derzeit in allen möglichen leer stehenden Gebäuden, Kliniken notdürftig eingerichtet. Walerij Startschenko, der Vorsitzende des Bezirkskomitees des Roten Kreuzes Iwano Frankiwsk hatte in einer Videokonferenz erneut um Hilfe gerufen: "Wir brauchen Betten - alles was ihr uns schicken könnt, wird hier dringend gebraucht!"
So freuen sich die BRK-Kreisverbände Dachau und Neuburg-Schrobenhausen über diese unglaubliche Hilfsgüterleistung. Anton Gutmann, der Kreisgeschäftsführer im BRK Neuburg-Schrobenhausen ist stolz auf die Zusammenarbeit mit Dachau, sieht aber noch einen weiteren wichtigen Aspekt: "Ohne die Unterstützung der Pflegeheime und Krankenhäuser, die uns die Betten kostenlos zur Verfügung gestellt haben und eine Vielzahl von Sponsoren wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen! Vielen Dank an alle, die mitgeholfen haben."
Die Transporte werden mit ukrainischen oder polnischen Speditionen durchgeführt. Ein Transport kostet aktuell 3000 Euro. Deshalb bittet Jörg Zimmermann, der Leiter des Teams Internationale Hilfe im BRK Dachau: "Unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende - der soziale Wirkungsgrad ist unvergleichlich!"
Mitte Mai 2025 machte sich eine kleine Abordnung der Humaniären Hilfe des BRK Neuburg-Schrobenhausen auf den Weg, ins 1.700 Kilometer entfernte Radautz in Rumänien, um das Kinderheim Bogdana zu besuchen. In der im Norden gelegenen Stadt, unweit zur ukrainischen Grenze, waren früher Deutsche angesiedelt. Seit vielen Jahren wird das Vorzeigekinderheim unterstützt. Jährlich überbringt Rodica Leporda die Spenden persönlich, sie setzt sich seit 35 Jahren für die Rumänienhilfe ein. Die rumänische Ärztin, die jahrelang in Neuburg praktizierte, hatte dieses Mal das Ehepaar Gutmann an der Seite, die sich ebenfalls über das Projekt persönlich informieren wollten. Das Kinderheim wurde gegründet vom orthodoxen Kloster Bogdana und nach vielen Jahren Bauzeit konnten 2011 die ersten Kinder beherbergt werden. Insgesamt können dort 120 Kinder ab der 1. Klasse bis über das Alter von 18 Jahren hinaus in familiärer Struktur wohnen. Sie kommen aus schwierigen familiären Verhältnissen, aus sozial benachteiligen Familien und haben teilweise Gewalt und Missbrauch in ihren jungen Jahren erfahren. Um diese Kinder aufzufangen und sie auf ihrem weiteren Lebensweg gut begleiten zu können, bedarf es Berater, Psychologen und Betreuer, die vom Staat nicht bezahlt werden. Diese Kosten sowie Aufwendungen für schöne Sachen wie Geburtstagsfeiern oder Ausflüge, können nur von Spendengeldern finanziert werden. Auf Bildung, Wertschätzung, Respekt, gutes Benehmen und Disziplin wird großer Wert gelegt. Die Kinder und Jugendlichen werden mit Nachhilfestunden unterstützt und dürfen so lange bleiben bis sie ihre Ausbildung oder ihr Studium beendet haben. Damit sind sie für das eigenständige Leben bestens gerüstet. Äbtissin Ecaterina und Pater Justin leiten das Kinderheim und bedankten sich sehr herzlich für die mitgebrachte Spende. Ulrike Gutmann resümierte nach der Besichtigung: „Es wird hier großartige Arbeit geleistet. Man sieht, wie herzlich die Kinder untereinander umgehen und auch wie die künstlerischen, musischen und sportlichen Talente gefördert werden, das ist schon beeindruckend.“ Anton Gutmann gefiel auch das Selbstversorgerprinzip wie Gemüseanbau, eigene Tierhaltung, Bäckerei, Wäscherei, denn damit können viele Kosten gespart werden. „Es ist ein lohnendes Projekt, bei dem den Kindern eine Zukunftsperspektive ermöglicht wird“, betonte der BRK-Kreisgeschäftsführer und Vorsitzende der Humanitären Hilfe.